Die Handlung des Musicals
Prolog
Im Prolog erklingt das Tagesgebet aus der Messe für den Frieden. Wir schreiben das Jahr 1914. Das Gebet gilt dem gefährdeten Weltfrieden. Eine Lesung aus dem 13. Kapitel der Geheimen Offenbarung des Johannes erinnert an die Macht des Satans, der durch Gewaltherrschaft die Menschheit ins Blutvergießen treibt. Tänzerinnen symbolisieren die apokalyptische Zahl 666, indem sie todbringend die abgrundtiefe dämonische »Freude« an Menschenverachtung, Haß und Brutalität ausdrücken.

1914

1918
Am 9. November 1918 dankt der Kaiser ab. Der Weltkrieg ist zu Ende. Ein neues Gesicht taucht am Horizont der Geschichte auf: Karl Marx. Atheismus und Materialismus prägen seine Philosophie. Die Kommunisten propagieren seine Lehre von der klassenlosen Gesellschaft und rüsten zum Klassenkampf gegen Kapitalisten und Imperialisten, gegen Aristokraten und Kirche. Auch Sozialisten bedienen sich seiner Gedanken. In Berlin strömen die Arbeitermassen zusammen und setzen eine rote Fahne auf das Brandenburger Tor.”

In dem Parteienwirrwar und dem Pluralismus der geistigen Auseinandersetzungen dieser Zeit ist Nikolaus Groß ein Mann der Mitte. Er ist Mitglied der Zentrumspartei, arbeitet als Gewerkschaftler zunächst in Oberhausen, in Essen, später auch in Bottrop und Gladbeck. Er glaubt an einen Staat, in dem jeder Stand mit entsprechendem Respekt voreinander seinen Platz hat und dem Wohl des ganzen Volkes dienen soll. Mit der gleichen Einstellung arbeitet in Düsseldorf Bernhard Letterhaus, der spätere Freund von Nikolaus Groß. Auch er hat sich in jungen Jahren auf eigene Faust weitergebildet mit dem Ziel, seinem Stand, der Arbeiterschaft, zu dienen.
In diesen Jahren gründen Nikolaus Groß und Elisabeth Koch ihre Familie. Sie kennen sich schon flüchtig als Kinder des gleichen Dorfes und der gleichen Schule. Als junge Erwachsene begegnen sie sich in der damaligen Laienspielschar der KAB Niederwenigern. Bekannt ist uns als ein Datum ihrer liebenden Zuwendung der Silvesterabend 1920, den Nikolaus Groß in einem seiner Briefe ausdrücklich erwähnt.
Nikolaus Groß und Bernhard Letterhaus lernen sich kennen und schätzen durch ihre gemeinsame Arbeit in der Verbandsspitze der Westdeutschen Katholischen Arbeiterbewegung im Kettelerhaus in Köln. Beide wurden dort nahezu zeitgleich eingestellt, Nikolaus Groß als Journalist, Bernhard Letterhaus als Verbandssekretär. Beide profilieren sich je auf ihre Weise: Nikolaus Groß mit dem geschriebenen, Bernhard Letterhaus mit dem gesprochenen Wort.
Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und gegen die asoziale Behandlung der Arbeiterschaft gebraucht Nikolaus Groß in seinen Zeitungsartikeln Formulierungen, die wir genau so heute am Ausgang dieses Jahrhunderts in der Tagespresse wieder lesen können.
Auch im Kampf gegen den Nationalsozialismus nehmen Nikolaus Groß und Bernhard Letterhaus kein Blatt vor den Mund. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis wird die WAZ (Westdeutsche Arbeiter Zeitung, das Organ der Katholischen Arbeiterbewegung) zeitweise verboten und später umbenannt in Ketteler Wacht.
Die Demagogen der Nationalsozialisten haben leichtes Spiel. Die junge Demokratie mit ihrem Vielparteiensystem steht den Problemen der Zeit ohnmächtig gegenüber. Armut, Arbeitslosigkeit, Auslandshaß, Antisemitismus und Nationalgefühl erwecken die Sehnsucht nach dem starken Mann, der für Ordnung und Stabilität im Lande sorgt, dem Ausland sagt, wo es längs geht und das Judentum in die Schranken weist. Die Dämonie des Rechtsradikalismus beginnt: es wird randaliert, geistige Güter werden zerissen und verbrannt, später auch Häuser und Menschen.

1933



1943

Draußen im Dunkel des frühen Abends spielt der 8-jährige Bernhard, der jüngste Sohn von Nikolaus Groß, vor dem Kettelerhaus. Er darf nicht wissen, daß sein Patenonkel Bernhard Letterhaus auch zu einer Widerstandsgruppe gehört. Letterhaus ist Offizier im Oberkommando des Heeres in Berlin. Aber Bernhard erkennt seinen Patenonkel, als dieser die Wohnung verläßt und an seinem Patenkind vorbeihuschen will. Bernhard wird von seiner Mutter ins Bett geschickt und in der gleichen Nacht noch vom Vater unter dem Siegel der Verschwiegenheit aufgeklärt.



1945



Epilog
