Geschichte der katholischen Kiche in Mülheim / Ruhr - Dümpten

Die Chronik beginnt mit der Überschrift: „Zur größeren Ehre Gottes!"

Die Jahre 1884 - 1899

1884

Im Jahre 1884 tauchte im Vinzenzverein zu Dümpten der Gedanke an die Erbauung einer katholischen Kirche auf, um den betrübenden religiösen Verhältnissen der Katholiken in der Gemeinde Dümpten, woran insbesondere die weite Entfernung von der Pfarrkirche zu Mülheim an der Ruhr wohl die meiste Schuld trug, ein Ende zu machen. Unter dem Pfarrverwalter von Mülheim, Kaplan Baurs, bildete sich ein Komitee für den Kirchbau, und es wurde beschlossen, zunächst eine Liste zur Einzeichnung einmaliger freiwilliger Gaben in Umlauf zu setzen, daneben auch zur Beschaffung weiterer Geldmittel einen Kirchbauverein mit monatlichen Beiträgen ins Leben zu rufen.

1885

Gegen Mitte des Jahres 1885 waren so zu Kirchbauzwecken 4725,75 Mark zur Verwendung bereit.

Im Frühjahr 1885 wurde die In Styrum stehende unbenutzte frühere Notkirche dieser Gemeinde auf den Abbruch verkauft, und in der Hoffnung, dieselbe mit geringen Kosten in Dümpten wiederaufbauen zu können, erstand das Baukomitee dieselbe zu 1715 Mark. Im Mai kaufte dasselbe eine der katholischen Schule gegenüberliegende Buschparzelle von dem Gutsbesitzer Wilhelm Bottenbruch in Dümpten für 3400 Mark als Kirchbauplatz. Mit diesen beiden Ankäufen waren die vorhandenen Mittel gänzlich erschöpft: das Baukomitee war zu eilig vorgegangen und stand nun ratlos und vor allem ohne Geldmittel da! Der Pfarrverwalter von Mülheim lehnte den Vorsitz und jede aktive Beteiligung im Baukomitee ab! Auf wiederholte Bitten nahm der damalige Hilfsgeistliche von Mülheim, Kaplan Carl Bund, sich der Sache an und gelang es diesem, daß am Sonnntag, 5. Juli 1885, nachmittags feierlich der Grundstein zur Kirche gelegt werden konnte.

Die in den Grundstein gelegte Urkunde hat folgenden Wortlaut:
„Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit! Im Jahr des Heils 1885, dem achten Jahr des Pontifikates Papst Leo XIII, dem vierundzwanzigsten Jahr der Regierung König Wilhelm I, Kaisers von Deutschland, am achten Tage nach der Amtsniederlegung des Erzbischofs von Köln, Paul Melchers , welch er zehn Jahre in der Verbannung zugebracht (Kulturkampf), nachdem die Pfarrstelle zu Mülheim bereits mehr denn neun Jahre verwaist war … wurde dieser Grundstein am Sonntag, dem 5. Juli, gelegt.

Gelobt sei Jesus Christus!

Die Baukommission:

  • Kaplan Baurs Kaplan Bund
  • Heribert Benedick
  • Anton Sprenger
  • Wilhelm Klucken
  • Johann Böhmer

Der Kirchenvorstand von Mülheim:

  • Albert Lücker
  • Max Weidenbach
  • Dr. von Neufforge
  • Wilhelm Bachern

Die Baukommission hatte sich indessen bei der Berechnung der Kosten für den Aufbau der Notkirche völlig getäuscht! Der Betrag von 4200 Mark, zu welchem dem Bauunternehmer Josef Dahmen aus Styrum die Arbeit übertragen wurde, war durchaus unzureichend.

Kaum waren die Fundamente aufgemauert, stellte er die Arbeit ein. Wochenlang ruhte der Bau! Als der katholische Küster Franz Hüsson von Mülheim die Summe von 5400 Mark als Hypothek auf das Kirchengrundstück lieh, konnte der Zimmermeister Heinrich Bachem von Frintrop die Zimmerarbeiten, der Maurermeister Wilhelm Boßmann von Dümpten die Maurerarbeiten fortsetzen. Die Bauleitung wurde dem Architekten Heinrich Voßkühler von Mülheim übertragen.

1886

Im Januar 1886 schenkte Cardinal Paulus Melchers den Betrag von 150 Mark für die Kirche; im Juni Erzbischof Philippus von Köln 1200 Mark zur Begründung des Dotationsfonds für den zukünftigen Geistlichen.

Im Juli fallierte ein Handwerker, fast gleichzeitig legte der Bauleiter seine Tätigkeit nieder: wenig hätte daran gefehlt, daß Kaplan Bund sich auch zurückgezogen hätte. Die Uneinigkeit und gehässigen Streitigkeiten im Baukomitee trugen die Schuld daran! Dabei war die Geldnot aufs Höchste gestiegen!

In diese traurige Zeit fällt ein frohes Ereignis: Am Sonntag, 29. August, fand die feierliche Weihe von drei Glocken statt (St. Barbara, HI. Familie, Aveglocke). Mit einer Anleihe von 8000 Mark und den monatlichen Beiträgen des Kirchbauvereins konnten die am Bau beschäftigten Handwerker zufriedengestellt werden. Der Bonifatiusverein in Köln schenkte 5000 Mark für den Ankauf eines Wohnhauses für den zukünftigen Geistlichen.

Am 1. November wurde das Rektoratsgebäude (Schildberg 46) nebst zugehörigen Ländereien von dem Berginvaliden Wilhelm Voß in Dümpten für 10.500 Mark angekauft: 5100 Mark in bar; der Rest blieb als Hypothek zugunsten des Gutsbesitzers Heinrich Oberhansberg in Winkhausen auf der Besitzung lasten

1887

Nach unbeschreiblichen Sorgen und Arbeiten war gegen Ostern die Kirche zum gottesdienstlichen Gebrauch fertiggestellt. Der Vinzenzverein schenkte ein Meßbuch, die Frauen sammelten für eine Muttergottesfigur. Der Hauptlehrer sorgte für einen Altar aus dem Konvikt in Emmerich. Die Kanzel stammt aus der Hamborner Kirche. Das Harmonium schenkte Hauptlehrer Klugrann aus Styrum.

Viele Dümptener Familien gaben gegen das Vorrecht, zwei Jahre lang zwei Plätze in denselben benutzen zu können, den Betrag für je eine Kirchenbank her, welche ursprünglich für die evangelische Kirche in Hochfeld angefertigt, doch billig angekauft und entsprechend geändert wurden.

Zur Erlangung der staatlichen Genehmigung der lngebrauchnahme der Kirche wurde diese durch notariellen Akt geschenkweise dem kath. Kirchenvorstand in Mülheim überwiesen. Die Kirchengrundstücke, Rektoratsgebäude und Ländereien sind auf dem Namen des Kaplans Carl Bund gerichtlich als Eigentum eingetragen. Aber die staatlichen Behörden erhoben stets neue Schwierigkeiten! Schließlich wandte sich Kaplan Bund an den Kultusminister zu Berlin. Am 2. November 1887 langte die Nachricht der ministeriellen Genehmigung an. Abends gegen 6.00 Uhr trugen die Glocken in feierlichen Klängen diese freudige Kunde in die Gemeinde!

Der zukünftige Geistliche sollte in Dümpten alle kirchlichen Amtshandlungen vollziehen, mit alleiniger Ausnahme der Trauung, welche als Zeichen der Zugehörigkeit zur Pfarre Mülheim in der dortigen Pfarrkirche stattfinden sollte.

Am 4. November wurde Kaplan Bund vom Erzbischof Philippus zum Rektor der neuen katholischen Gemeinde Dümpten ernannt.
Sonntag, den 20. November 1887, fand die Benediktion der Kirche statt. Wenige Tage nachher nahm der Rektor seinen Wohnsitz in der Gemeinde und mit Sonntag, dem 27. November, begann der regelmäßige Gottesdienst.

Nach Abschluß der Baurechnungen blieben (einschließlich der beiden Hypotheken) 28800 Mark Schulden. 19 Bürger Dümptens verpflichteten sich, für die Zinszahlung und allmähliche Abtragung der Gesamtschulden aufzukommen.

1888

Am 1. Mai gibt der Bonifatiusverein die Summe von 18000 Mark als zweite Hypothek auf Rektorat und zugehörige Ländereien leihweise her. Die drückendsten finanziellen Sorgen waren damit beseitigt. Es beginnt nunmehr die Zeit, den inneren, geistlichen Ausbau der Gemeinde in die Hand zu nehmen.

Dazu verleihe Gott seinen Beistand!

Recht traurige Verhältnisse, welche die ganze Gemeinde in arge Mitleidenschaft ziehen, herrschen an der kath. Schule, hervorgerufen durch die Zwistigkeiten der Lehrer untereinander. Gebe Gott, daß es besser werde! (Dieser Abschnitt schließt fast gleichlautend die Berichte der nächsten Jahre ab!)

1889

In Gegenwart einer zahllosen Schar von Gläubigen wurde mit großer Feierlichkeit am Sonntag, dem 6. Oktober, durch Pfarrer Wolters von Mülheim die Statue der HI. Barbara eingeweiht.

1890

In der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1890 wurde in die Kirche eingebrochen.

Die Diebe waren mit einer Leiter durch ein Fenster eingestiegen und hatten die beiden Opferstöcke erbrochen. Beim Versuch, in dle Sakristei einzubrechen, wurden sie wohl gestört.

1891

Am 29. Januar 1891 wurden die Satzungen des Gregoriusklrchenchoras von Köln aus genehmigt und trat damit derselbe rechtmäßig ins Leben. Wahrhaft großartig war die am 6. Dezember begangene Feierlichkeit der Aufstellung des Gnadenbildes Mariä von der immerwährenden Hilfe.

Am 15. November trat als Organist ein: Conrad Imkamp aus Rath bei Erkelenz, Schüler des Gregoriushauses zu Aachen.

1893

Am Fest Mariä Verkündigung, dem 25. März 1893, hielt der am 19. März von Bischof Dingelstedt in Münster zum Priester geweihte Herbert Benedick sein feierliches Primizamt. Er wurde Lehrer an der bischöflichen Schule in Gaes• donck bei Goch. Mit dem ersten Ostertag wurde die durch Gesetz angeordnete mitteleuropäische Zeit auf Verfügung der geistlichen Behörde eingeführt, wodurch die Uhren um 32 1/2 Minuten gegen die bisherige Ortszeit vorgestellt werden mußten.

Bei der Firmung durch Cardinal-Erzbischof Philippus Krementz von Köln am 19. Juni 1893 sagte Rektor Bund in seiner Begrüßungsansprache: ,, … Schätze und Kostbarkeiten vermögen wir nicht zu zeigen, denn wir sind arm, und dasjenige was wir besitzen, ist überallher buchstäblich zusammengebettelt worden. Unser Schatz ist unser heiliger katholischer Glaube … In unserer Gemeinde wohnen ausschließlich Bergleute und Hüttenarbeiter…”

1894

Die heranwachsende Jugend, namentlich die männliche, empfängt zu selten im Jahre die hl. Sakramente. Das schlechte Beispiel vieler Erwachsener, die Sorglosigkeit der Eltern trägt vielfach die Schuld! Die Religionslosigkeit von Eltern und Kindern nimmt zu!

Das Kirchengebot, welches die Beiwohnung der HI. Messe an Sonn- und Feiertagen zur strengen Pflicht macht, wird in entsetzlicher Weise übertreten!  Die Andacht an den Nachmittagen der Sonn- und Feiertage wird von den Meisten vernachlässigt. Dafür wird Vergnügungen aller Art von Jung und Alt nachgegangen!

1895

Der bisherige Organsit Conrad lmkamp schied aus, um die Küster- und Organistenstelle an der neuerbauten Kirche zu Kray zu übernehmen.

An seine Stelle trat der ebenfalls im Gregoriushaus zu Aachen vorgebildete Organist Peter Jülich aus Ehrenbreitstein.

In der Nacht vom Sonntag, 29., zu Montag, 30. Dezember wurde in frevelhafter Weise in die Kirche eingebrochen. Die Verbrecher waren durch eine Sakristeitür eingedrungen, hatten alle Opferstöcke und mehrere Schränke erbrochen, aber nur eine geringe Beute gemacht.

1896

Am Fronleichnamsfest begleiteten das Allerheiligste nur 10 Männer o Gleichgültigkeit und feige Menschenfurcht!

In diesem Jahr wurde das erste Mal die Volksmission gehalten: die ganze Kirche und auch die Orgelbühne war mit Gläubigen gefüllt!

Die religiös-gleichgültige Gesinnung offenbart sich auch in dem schlechten Besuch der HI. Messe an den Wochentagen. Für Gott keine Zeit, keine Lust! Es wird Klage geführt über die vielen unehelichen Kinder und daß nur wenige Brautpaare ihren Hochzeitstag mit einem Brautamt beginnen.

1899

Unter dem 21. Januar wird Rektor Bund zum Pfarrer von Schlebusch Dekanat 1899 Solingen ernannt. (Arnold Carl Bund, geb. 3. 2. 1855 zu Herzogenrath, Sohn des Königl. Hauptzollamtsassistenten Carl Bund, gest. zu Dümpten am 15. 9. 1888 und daselbst begraben. – 1873 Abiturient des Gymnasiums in Aachen 1873-1876 Universität Bonn Priesterweihe 14. April 1878 zu Lüttich. — Vikar in der Diözese Lüttich zu Lüttich, St. Antoine, Holloque-aux-Pierres und Verviers, St. Josef.

An letzterer Stelle als Ausländer nebst vielen Leidensgenossen, namentlich aus der Kölner Erzdiözese, vom belgischen Staat ,gesperrt”.

Von Januar 1883 bis April 1884 Hausgeistlicher bei dem Grafen Adhemar d’Alcantara auf Schloß Lembecke bei Eecloo, Diözese Gent. Am 18. April 1884 zum Hilfsgeistlichen in Mülheim ernannt.

Am 4. November 1887 berufen als Rektor der neuen Kirchengemeinde zu Dümpten.) — Unter dem 2. Februar wird zum neuen Rektor in Dümpten berufen: Johann Hubert Joseph Gatzweller, geb.14. 7. 1863 in Raeren bei Aachen, 1885 Abitur am Gymnasium in Vechta i. O., Priesterweihe 22. März 1890 im Dom zu Köln, am 21. April 1890 zum Vikar in Bergeborbeck ernannt.

Ehefrau N. N. in gemischter Ehe lebend mit protestantischen Kindern wurde nach 25 Jahren nach erteilter Erlaubnis durch das Ordinariat wieder zu den HI. Sakramenten zugelassen.

Während des Monats September besuchte der Rektor alle kath. Familien der ganzen Gemeinde. Eine kath. Person namens N. N. hat mit einem Protestanten in der evgl. Kirche geheiratet.