Geschichte der katholischen Kiche in Mülheim / Ruhr - Dümpten

Die Chronik beginnt mit der Überschrift: „Zur größeren Ehre Gottes!"

Die Jahre 1926 - 1950

1926

Bei der Fronleichnamsprozession begieitete zum ersten Mal das Blasorchester der Jünglingskongregation die Gesänge.

Am 19. 12. hielten zwel neue Glocken der Firma Petit und Edelbrock in Gescher ihren Einzug. Sie läuteten zur Freude der Gemeinde das Weihnachtsfest ein.

1927

Bei der Firmung und Visitation durch Weihbischof Dr. Sträter aus Aachen heißt es in der Chronik:… Obwohl dem hochwürdigsten Herrn bekannt sein mußte, mit welch großen Opfern Schwesternhaus und Kaplanei von der Gemeinde errichtet waren, fand er kein Wort der Anerkennung. Der Hinweis des Pfarrers, daß es gelungen sei, „Haus Dümpten” für Vereinszwecke zu erwerben, veranlaßte den Bischof zu der Bemerkung, er wundere sich, daß man nicht zuerst an einen notwendigen Kirchbau gedacht habe …

Bei der Volksmission nahmen immer 1000 Frauen und Jungfrauen und durchschnittlich 800 Männer und Jungmänner teil. Der gute Erfolg ist nicht zuletzt der eifrigen Mitarbeit von etwa 40 Missionshelfern zuzuschreiben, die alle Familien besuchten.

Am 25Jährigen Jubiläum der Pfarrerhebung wurden u. a. an den Gräbern der verstorbenen Pastöre Bund und Edelhoff Kränze niedergelegt.

1928

Durch den Neubau der Marienkirche in Mülheim wurde die Orgel aus der alten Kirche frei. Diese Orgel sollte für 6000 Mark angekauft werden. Dazu wurde beschlossen, an jedem ersten Sonntag im Monat einen „Opfertag für die neue Orgel” zu halten. Als das Angebot von St. Marien zurückgezogen wurde, blieb der „Opfertag” beibehalten, um eine fabrikneue Orgel anschaffen zu können.

1929

Am 5. April starb nach langer Krankheit unsere Pfarrschwester Fabiola, die sich 8 Jahre lang in unserer Pfarre der Armen und Kranken in aufopfernder Liebe angenommen hat.

Am 7. Juni 1929 beauftragt der Kirchenvorstand den Arbeitsausschuß, mit den entfernteren Vorbereitungen für einen Kirchen-Neubau zu beginnen.
Da die Räume der Nähschule im alten Schwesternhaus bei weitem nicht mehr genügen, wird die Schule in das Jugendheim von „Haus Dümpten” verlegt. Die alten Räume werden der Küsterwohnung zugeschlagen.

Am 27. August wurde in Valkenburg (Holland) Siegbert Riethmeister SJ zum Priester geweiht. Geb. 1895 in Rohr (Eifel), Jugendzeit in Dümpten (Vater Konrektor a. d. Schildbergschule), 1914 Abitur, in Bonn Philologie-Studium, 1915 als Kriegsfreiwilliger zu den Husaren, Ostfront, schwer verwundet, russische Gefangenschaft, dem Abtransport nach Sibirien durch Flucht entkommen, als Musikant und Hauslehrer in Rußland, 1918 zu seinem Regiment durchgeschlagen, nach dem Krieg Promotion zum Dr. phil., Studienrat in Stettin, 1923 zu den Jesuiten.

Am 6. 9. wird Kaplan Hölng nach Essen-Borbeck St. Dlonysius versetzt. Nachfolger Ernst Moritz Roth aus Köln.

Am 20. Oktober wurde in allen Kirchen der Erzdiözese für unseren Kirchneubau eine Kollekte gehalten (16.736,50 Mark).

1930

Um dem ständig wachsenden sozialistischen und kommunistischen Kinderbetreuungswerk zu begegnen, wurde auch bei uns ein Ferienkinderwerk eingerichtet. An jedem Montag der Ferien wurden durchschnittlich 300 Kinder zum Liebfrauenhof geführt (viele Helfer aus der Gemeinde).

Der Kirchbau soll 1932 für 175.000 Mark in Angriff genommen werden.

Um der großen Not der erwerbslosen Pfarrangehörigen zu steuern, wurde im Haus Dümpten eine Küche errichtet, in der erwerbslose Dümptener, Sozialrentner und Kurzarbeiter ohne Unterschied der Konfession gut zubereitetes Essen für 5 Pfennig pro Portion haben können. Schwestern und Frauen aus der Gemeinde haben das Kochen übernommen (pro Tag durchschnittlich 500 Portionen).

Kaplan Roth wird zum Kaplan an St. Antonius in Düsseldorf-Oberkassel ernannt.

1931

Das Scheitern des Kirchenneubaues hatte seinen Grund in der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Lage in unserem Vaterland, die das Beginnen eines für uns so großen Werkes zu einer solchen Zeit nicht ratsam erscheinen ließ.

Am 5. März wird der Neupriester Franz Holtmann zum Kaplan in Dümpten ernannt, nachdem die Pfarre viele Monate ohne Kaplan gewesen war.

Der KV beschließt, Haus Dümpten vom Verein „Kath. Vereinshaus Mülheim  Dümpten” sofort in Besitz zu nehmen. Da der Kastellan von Haus Dümpten, Dylewski, gekündigt hat, ernannte der KV den Wirt Aloys Scholke aus Oberhausen zum Nachfolger.

Pater Joseph Riethmeister SJ, ein Sohn unserer Gemeinde, empfing am 27. August 1931, also genau 2 Jahre nach seinem Bruder, in Valkenburg die HI. Priesterweihe.

1932

An der Schildbergschule wurden am 26. Juni 1932 die Wahlen zum Elternbeirat vorgenommen. Diese waren notwendig geworden, weil neben dem Wahlvorschlag der kath. orientierten Schulgemeinde ein zweiter „proletarischer” Vorschlag kommunistischer Färbung eingereicht worden war. Die Wahl brachte eine vollständige Niederlage der proletarischen Seite.

Die Stadtkasse Oberhausen zieht die Kirchensteuer in der Stadt Oberhausen nicht mehr ein. Daher müssen die Pfarrmitglieder des Oberhausener Teils die Steuern auch an die Stadtkasse Mülheim entrichten, die sich zur Einziehung bereit erklärt hat. Um den Oberhausenern entgegenzukommen, hat der KV in der Schildbergschule eine Zahlstelle eingerichtet.

1933

Auf Anordnung der Reichsregierung wurde der 1. Mai als „Tag der nationalen Arbeit” vom ganzen deutschen Volk gefeiert. In unserer Kirche wurde aus diesem Anlaß um 8 Uhr ein gut besuchtes feierliches Hochamt gehalten.

Der Abschluß eines Konkordates zwischen dem HI. Röm. Stuhl u. dem Deutschen Reich am 26. 7. war auch für unsere Pfarre insofern von besonderer Bedeutung, als hierdurch die kirchliche Vereinstätigkeit gesichert schien, gegen die im Laufe der letzten Monate mehrfach Sturm gelaufen wurde.

Am 30. 12. verschied in Essen-Obertrintrop Dechant Megr. Gatzweller.

1934

Im Februar dieses Jahres wurde es den Mitgliedern des Jugend- und Jung- 1934
männerverbandes im Reg.-Bez. Düsseldorf verboten, weiterhin in der Öffentlichkeit Uniformen, Einheitstrachten und Abzeichen zu tragen, geschlossen aufzumarschieren und Kundgebungen zu veranstalten. Den Jungscharen besonders wurde das Tragen eines Koppels mit Schulterriemen untersagt. Begründet wurde das Verbot damit, daß die Schulung und körperliche Ertüchtigung der Deutschen Jugend allein der Staatsjugend, d. h. der Hitlerjugend zustehe. Die Tätigkeit in den kath. Jugendvereinen muß also jetzt auf Heimabende und liturgische Veranstaltungen beschränkt werden.

Trotz den Bestimmungen des Reichskonkordates wird auf den Kundgebungen der Staatsjugend von deren Führern den katholischen Jugendverbänden immer wieder Kampf angesagt und ihre Auflösung gefordert.

Am 19. Februar 1934 wird Kaplan Holtmann nach Büderich bei Neuß versetzt. Anläßlich der 1900-Jährigen Wiederkehr der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes und des Priestertums wurde am 18. März ein 13-stündiges Gebet gehalten.

Zum neuen Kaplan wurde Johannes Weingarz ernannt. Er stammt aus Godes• berg, wurde 1922 geweiht und war bereits in Bonn St. Marien, am Hohen Dom in Köln, St. Ursula in Köln und in Essen Stoppenberg tätig.

Die kath. Männer und Jungmänner Mülheims veranstalteten in der Nacht zum Palmsonntag einen Bußgang durch die Straßen der Stadt. Ursprünglich war dieser eine Woche früher angesetzt, mußte dann aber wegen einer am gleichen Tage stattfindenden politischen Veranstaltung der Nationalsozialistischen Partei auf polizeiliche Anordnung hin um eine Woche verschoben werden.

Nach einem Triduum versammelten sich auf unserem Kirchplatz über 300
Männer und Jungmänner, die zum Kaiserplatz zogen. Kurz vor dem Ende des HI. Jahres zur 1900jährigen Erinnerung an den Tod des Welterlösers gaben die Männer in gewaltig-ernstem Bußgang Zeugnis davon, daß sie für die Zukunft aus dem unversieglichen Quellgrund des Gotttesreiches Kraft und Mut schöpfen wollten, um frohe Werkleute im Reiche Gottes auf Erden zu werden.

In der zweiten Hälfte des Juni pilgerten Zehntausende von Katholiken West und Norddeutschlands mit ihren Bischöfen zum Grab des HI. Ludgerus, um für die Erhaltung seines Werkes, des Katholischen Deutschlands zu bitten.

Bei einer Firmerneuerungsfeier in der St. Marienkirche wurde die Jugend von Weihbischof Stcckums zur Glaubensstärke und -treue aufgefordert, und dann bekannte sich Mülheims Jungmannschaft feierlich zu Christus und seiner Kirche.

Durch leihweise Beschaffung eines Kinovorführungsapparates richtete Kaplan Weingarz im Haus Dümpten ein Pfarrkino ein, das gute und einwandfreie Film vorführte.

1935

Am Sonntag, 28. Juli 1935, sollte eine Wallfahrt alter Frontsoldaten nach Neviges stattfinden. Ober 40.000 hatten schon ihr Erscheinen fest zugesagt. Dann wurde die Wallfahrt abgesagt. Durch die Presse ging die Mitteilung, daß der „Verband kath. Frontkämpfer”, über dessen Existenz aber in kath. Kreisen nichts bekannt war, durch Erlaß der Staatsbehörde aufgelöst worden sei.

1939 Anmerkung

Seit der letzten Eintragung in dieser Chronik hat sich vieles nicht nur in unserer Pfarre, sondern auch im Deutschen Vaterland, ja auf der Welt geändert.

Gemessen an dem großen Geschehen seit Kriegsbeginn 1939 verblaßt alles andere.

Als wichtigstes pfarrliches Ereignis des Jahres 1936 ist unbedingt die Anschaffung der neuen Orgel zu werten (19 klingende Register, von der Firma Klais in Bonn). Hier fehlt mir die Möglichkeit das fehlende in der Chronik zu ergänzen.

1940

In diesem Jahr feierte der Neupriester Weber aus Dümpten seine Primiz.

1942

Kaplan Weingarz ist Pfarrer in Marienheide geworden. Sein Nachfolger
wurde Kaplan Morschheuser. Ein 2. Kaplan ist nicht mehr in dieser Plarre, weil die jüngeren Kapläne zumeist als Sanitäter eingezogen sind. Von den Kaplänen unserer Pfarre sind eingezogen: Kaplan Michels und Kaplan Krieche! (am 2. 2. 42 in Rußland gefallen).
Auch in der Heimat spürt man allmählich den Ernst des Krieges im stetig wachsenden Luftkrieg.

Am 11. 12. stirbt Pfarrer Schneider an Herzschlag. Mochte auch der verstorbene Pfarrer oft von seinen Pfarrkindern nicht verstanden worden sein, so war doch die Trauer über diesen plötzlichen Tod groß, und man mochte gewiß spüren, daß sein Tun und Wollen von seiner Sorge um die ihm anvertrauten Seelen bestimmt war, daß er also doch ein rechter Seelenhirte war. Seinem Wunsch gemäß wurde er nach der elterlichen Gruft in Malmedy überführt.

1943

Am 28. März wurde der neue Pfarrer, Theodor Pörtner, eingeführt, bislang Kaplan in Oberhausen-Alstaden. Mit dem neuen Pfarrer kehrte neues Leben ein, vieles wurde abgeändert oder abgeschafft und neues eingeführt Sein besonderes Augenmerk richtete der neue Pfarrer auf die Renovierung der Pfarrkirche.

Inzwischen hatten Mülheim und Oberhausen in der Nacht vom 22.-23. Juni einen Terrorangriff zu bestehen. Davon wurde auch Dümpten betroffen. Es brannten von den pfarrlichen Häusern ab: Das Schwesternhaus (Schildberg 84}, das Haus Dümpten, das Haus, in dem Kraft’s wohnten (Schildberg 80) und von der Kaplanei der Dachstuhl. In Haus Dümpten wurde die Bücherei ein Raub der Flammen. Gleichzeitig mit den materiellen Schäden hatte unsere Pfarre auch Tote zu beklagen. U. a. kamen zu Tode das KV-Mitglied Bienemann und die Gruppenführerin der kath. Jungmädchengruppe, Cilli Kilb, mit ihrer Mutter und einer Schwester.

Neben der weiteren Ausgestaltung der Kirche wurde auch die Wiederherstellung der Kaplanei betrieben. Nach dem Brand wurden die geretteten Möbel der Schwestern in die Wohnung des Kaplans gesetzt, die Möbel des Kaplans ließ der Pfarrer in den Raum des Kindergartens stellen. Die Schwestern wohnten nun in der Wohnung des Kaplans und schliefen im Pfarrhaus. Der Kaplan hatte es nicht so gut. Die erste Nacht nach dem Brand schlief er auf der Couch im Pfarrhaus, dann einige Nächte bei einem KV-Mitglied, der selbst als Fliegergeschädigter in einer fremden Wohnung hauste, bis dann auf dem Schildberg eine Familie verreiste, so daß dort Platz wurde.

Erst Anfang Dezember bezog der Kaplan seine alte Wohnung. Einen Teil der Zimmer bekamen die Schwestern.

Neu eingeführt wird eine Messe Sonntagnachmittags um 5 Uhr.

1944

13.06.1944: Nach einer neuen Kriegsverordnung müssen alte Messingleuchter und -geräte abgeliefert werden.

10.11.1944: Mit der Ausmalung der Kirche durch den Kirchenmaler Reul aus Gelsenkirchen war die Kirche zu einem Schmuckkästchen geworden (vieles war erneuert worden). Aber nicht lange sollten die Dümptener Freude an ihrem Gotteshaus haben. Bei dem Luftangriff auf Essen am 25. Oktober fiel eine schwere Bombe auf das Feld von dem Bauern Quint. Durch den Luftdruck wurden im Chor und auf der Männerseite fast sämtliche Fensterscheiben zertrümmert.

Am Abend des Allerheiligenfestes galt ein neuer Fliegerangriff fast ausschließlich Dümpten. Es ging ein förmlicher Bombenteppich nieder. Dabei kam dann auch eine Luftmine hinter den Häusern neben der Kirche auf dem Schildberg zur Explosion, die der Kirche den Rest gab. Nach dem Angriff waren Kirche und Ort ein Greuel der Verwüstung. Große Risse in den Wänden, Holzbalken sind geknickt, das Dach hat sich durch den Luftdruck gehoben und verschoben. Die Orgel ist sehr beschädigt worden, in der Sakristei sind die Türen ausgerissen. Ähnlich sah es im Pfarrhaus, ja in allen Häusern aus. Durch Bomben oder Brand sind fast die ganze SA- und SS-Straße vernichtet. Damit wurden viele Leute arm und obdachlos. Die Leute bargen aus den Trümmern ihre wenigen Sachen. Auch kleine Erdbunker wurden getroffen und Leute getötet: z. B. ein Bunker in der Eichholzstraße, einer in der Borbecker Straße und einer bei Schroer auf der Mellinghofer Straße. Beim letzten Angriff hatte Dümpten allein über 30 Tote.

Am Allerseelentage war es nicht einmal möglich, Gottesdienst zu halten. Erst 2 Tage später konnte im Kindergarten die HI. Messe gelesen werden. Dort findet der gesamte Gottesdienst statt. Nun sind wir wirklich arm geworden!

15.11.1944: Aus Gesundheitsgründen legte der Rendant Harnischfeger sein Amt nieder, neuer Rendant: Herr Hellingrath.

26.11.1944: Am Nachmittag des Tages vor Weihnachten gab es Alarm. Angegriffen wurde der Flughafen und Düsseldorf. Das war unsere Weihnachtsbescherung von den Engländern und Amerikanern.

31.12.1944: In den Abendstunden des letzten Tages dieses Jahres war Oberhausen das Ziel eines Terrorangriffes. Dabei wurde auch der Vennepoth sehr mitgenommen. So verloren viele Familien ihr ganzes Hab und Gut.

Es gibt wohl keinen, der dem Jahr 1944 nachtrauert, das so reich an Not, Angst und Leid war. Möge Gott uns den Frieden schenken.

1945

Ein großer Tell der Pfarrangehörigen ist evakuiert. Der Feind steht an der Emscher. Unser Ortsteil steht unter dem Feuer der Artillerie. 6 Todesopfer haben wir durch Feindbeschuß zu beklagen. Trotz all der Gefahren wird der Gottesdienst in der normalen Weise durchgehalten. Granaten platzen auf dem Acker, der zwischen Pfarrhaus und dem alten Kindergarten liegt. Erst dann wird für den Sonntag ein Ausfall der letzten HI. Messen verkündigt.

Am 4. März müssen die Betstunden des Ewigen Gebetes wegen Fliegeralarm unterbrochen werden. Von jetzt ab gehen wir über die bisher bestehende Ordnung, -bei nächtlichem Fliegeralarm nach Mitternacht erst um 10 Uhr mit der Feier des HI. Opfers zu beginnen, -hinweg und halten uns an die regelmäßige Sonn- und Werktagsordnung.

An einem herrlichen Frühlingstag Im April kommt die Meldung, in Frintrop wehen weiße Fahnen. Zur gleichen Zeit melden Kinder, auf der Autobahn rollen amerikanische Panzer nach Mülheim und Oberhausen. Feindliche Flieger kreisen tief über der Stadt. Der Schrecken dreier Monate Ist vorbei.

Maiandacht 1945: Die Kirche vermag die Gläubigen nicht zu fassen. Jeden Abend ist unser Notraum bis auf den letzten Platz besetzt.

11. Mai: Waffenstillstand. Das blutige Ringen ist vorbei. Eine bittere Bilanz. Und: was wird die Zukunft bringen?
Was soll aus unserer Kirche werden? Ein Wiederaufbau ist unmöglich. Ist unsere Zeit in der Lage, eine neue zu bauen? Der Zustand der Notkirche ist auf die Dauer unmöglich. Die Raumnot zwingt uns zu schnellem Handeln. An der alten Stelle sollte die neue Kirche entstehen.

Ende Juli begann die Firma Wülfing Mülheim mit den Abbrucharbeiten. 1887 war die Kirche von Pfarrer Bund benediziert, 1945 wird sie abgetragen. Niemand hätte gedacht, daß sie so lange stehen mußte. Kirchbaupläne 1908 unter Pfarrer Gatzweiler.
1914 hinderte der Krieg und dann seine Auswirkungen — Inflation und Arbeitslosigkeit – den notwendigen Neubau. Nun hat der 2. Weltkrieg unser armes. kleines Kirchlein vernichtet. Nun macht das Winter-Notprogramm zunächst bis zum Frühjahr allem Planen ein Ende. Mittlerweile war das Pfarrhaus wieder renoviert, das Elisabethstift fertig.

Langsam kehrt der eine oder andere Pfarrangehörige zurück. Familien kommen wieder. Viele, die im Osten alles verloren haben.

Für die neu beginnende Pfarr-Gruppen-Arbeit ist die Raumnot das größte Hindernis. Dann konnte seit 1934 kaum Jugendarbeit geleistet werden. Und endlich fehlt es an Führern. Manche Jungmänner hatten sich dem Frintroper Gesellenverein angeschlossen. Nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg kommt der Gedanke an eine eigene Kolpingfamilie. Etwa 20 kommen wöchentlich im Pfarrhaus zusammen.

Nach mehrjähriger Unterbrechung beginnt auch die Schule ihre Aroeit wieder. In Oberhausen wird ohne jede Schwierigkeit die konfessionelle Schule wieder eingeführt. In Mülheim erleben wir die große Enttäuschung. Die Schule wird als Simultanschule eröffnet. Nach bischöflicher Anordnung soll in den Simultanschulen vorläufig kein Religionsunterricht erteilt werden, bis eine Elternabstimmung über den Schulcharakter stattgefunden hat.

Wir richten Seelsorgestunden ein. Der Besuch ist nicht besonders groß. Immer wieder müssen die Eltern auf ihre Gewissenspflicht aufmerksam gemacht werden. Ein Hirtenschreiben des Bischofs zur Schulfrage wird an den Kirchtüren verteilt.

Am 15. 7. wird Schwester Herlbalda nach Oberhausen-Styrum versetzt. Schwester Sigisberta kommt für den Kindergarten. Der kann noch nicht eröffnet werden, da dort z. Zt. die Notkirche untergebracht ist.