Geschichte der katholischen Kiche in Mülheim / Ruhr - Dümpten
Die Chronik beginnt mit der Überschrift: „Zur größeren Ehre Gottes!"
Die Jahre 1900 - 1925
1900 - 1903
Rektor Gatzweiler wird am 15. 3. 1900 mit der Ortsschullnspektion betraut, am 1900 19.10. 1902 Pfarrverweser der neuen Pfarre und am 26. 3. 1903 zum ersten 1903 Pfarrer in Dümpten ernannt. Küster und Organist sind wie bisher Theodor Frücht und Christian Bruders.
An 4 Sonntagen im Jahr ist eine HI. Messe für die polnischen Gemeindemitglieder.
Die Kongregationen wirken zum großen Segen, daß die jungen Leute sich in christlicher Weise auf den HI. Ehestand vobereiten.
Die Frauen der Rosenkranzbruderschaft bilden für si.ch eine Art Mütterverein, ca. 200.
Der leidige Zwist zwischen den beiden Gesang-Chören (Cäcilia, alter Kirchenchor, und St. Gregorius, neuer Kirchenchor) hat dadurch ein Ende gefunden, daß Cäcilia sich bereit erklärte, die Gesangabteilung zu einem zu gründenden Arbeiterverein zu bilden. Am 10. Mai 1903, dem Einführungstag des ersten Pfarrers, wurde der neue Arbeiterverein dem neuen Pfarrer zum Präsent gemacht (185 Mitglieder). Mehrere hundert Kinder bringen im Kindheit-Jesu-Verein ca, 150 Mark im Jahr auf.
Zu Neujahr 1903 schenkte Pfarrer Erdweg aus Bergeborbeck eine Reliqule der HI. Barbara. Herr Wilms in Düsseldorf fertigte ein Reliquiar an.
Im Jahr 1900 wurde die Pfarrei St. Barbara endgültig schuldenfrel und erhielt durch ein Geschenk von 13800 Mark eine Pfarrdotation, so daß jetzt die Pfarr. erhebung eingeleitet werden konnte. Am 3. März 1900 reichte der Rektor das Gesuch auf Abtrennung bei den Kirchenvorständen in Mülheim und Styrum ein. Mülheim gab seine Zustimmung. Von Styrum kam ablehnende Antwort. Nach Verhandlungen mit dem Bistum und der Königl. Regierung kam es zu einem Ortstermin, bei dem es wesentlich um die Festlegung der Grenzen ging.
Am 6. 9. 1902 wurde die Pfarrerhebung in Berlin genehmigt und am 19. Oktober 1902 der Gemeinde feierlich verkündet. Der Rektor wurde zunächst zum Pfarrverweser ernannt, da der Erzbischöfl. Stuhl verwaist war.
1905 - 1909
Am 19. März 1905 wurde der Neupriester Paul Meyer aus Elberfeld als Kaplan 1909 für Dümpten ernannt.
Am 1. Juni 1907 starb nach längerem asthmatischen Leiden unser treuer Küster Theodor Frücht. Der bisherige Organist, Christian Bruders, vereinigte vom 1. 10. 1907 an Küster- und Organistendienst. 1908 wurde auch ein Schweizer angestellt in der Person des Herrn Rutten.
Am 25. März 1905 wurden 3 Schwestern mit der Oberin Schwester Deiphine als eine Schwesternniederlassung hier eingeführt. Sie bezogen die bisherige Rektorats- bzw. Pfarrerwohnung (Schildberg 46), während für ihn ein neues Haus hinter der Kirche errichtete worden war (Barbarastraße 9). In der bisherigen Wohnung wurde eine Kinderbewahrschule und eine Nähschule eingerichtet.
Seit 1905 wird den 2 Sonntagsmessen eine dritte und seit 1909 eine vierte hinzugefügt. Die Werktagsmessen sind 6 1/4 und 7.05 Uhr.
In der Nacht vom 21. zum 22. März 1908 sind Verbrecher in unsere Kirche eingebrochen und haben das Tabernakel mit dem Allerheiligsten fortgeschleppt. Die Verbrecher haben die Sakristeitür aufgebrochen und sind durch die Sakristei in die Kirche eingedrungen. Das Tabernakel scheint ihren Öffnungsversuchen widerstanden zu haben, man hat es deshalb aus dem Altar ausgebrochen und weggeschleppt. Gegen 9.30 Uhr wurde es heute morgen auf dem freien Feld oberhalb der Kirche in einer Entfernung von etwa 400 m von derselben aufgefunden. Das Tabernakel war aufgebrochen und die HI. Hostien lagen zerstreut in demselben. Ein Ziborium und eine Kustodia sind den Verbrechern in die Hände gefallen.
Niederschmetternd war die Nachricht am Morgen des 22. März 1908, daß die Kirche offen stehe und das Tabernakel aus dem Altar herausgenommen sei. Kaplan Meyer lief sofort nach Frintrop, HI. Hostien zu holen, der Pfarrer hielt die erste HI. Messe und verkündete die Geschehnisse den Gläubigen. Kein Auge blieb tränenfrei. Nach der zweiten HI. Messe kam ein Kind (evangelisch), dann ein kath. Mann und verkündete, daß das Tabernakel im Felde auf dem Flecken in gerader Linie vom Pfarrhause und Schwesternhause liege. Im Augenblick waren wir 2 Geistlichen da, Gott dank, die HI. Hostien lagen noch in demselben, einige gebrochen, andere in der Türe geklemmt, zerdrückt. Die HI. Gefäße waren geraubt. Wir sammelten in einem Kelch und einem Korporale die HI. Hostien. Dann setzte sich die Prozession in Bewegung: an der Spitze 4 Männer, das Tabernakel tragend, dann wir Geistliche mit dem Allerheiligsten, dann die Schwestern mit etwa 20 Leuten, Kinder einbegriffen, weinend vor Trauer über den Frevel und vor Freude über das wiedergefundene Tabernakel mit den HI. Hostien. Es wurden Geschenke gebracht. Eine Familie schenkte ein Ziborium im Wert von 300 Mark. Aus den Geschenken wurde ein schöner Sühnekelch von der Firma Ödiger Crefeld angefertigt. Es sind in Bildnissen die Patrone der Vereine am Knauf und am Fuße des Kelches angebracht: Rosenkranzkönigin, St.Barbara, St. Joseph, St. Gregorius, St. Cäciiia, St. Aloisius und St. Agnes. Die Steine die den Kelch zieren, sind echte Opale, Amethysten, Almandine und Chrysopasen.
Doch noch etwas anderes, ein größeres Gut, entsproß der bösen Tat. Herzensbedürfnis der Gläubigen war es, Sühne zu leisten für den verübten Frevel. Zu diesem Ende wurde gelegentlich des Herz-Jesu-Festes die Herz Jesu-Bruderschaft eingeführt, etwa 500 ließen sich in die Bruderschaft aufnehmen.
In der Oberhausener Tageszeitung stand am 15. Juli 1908: „Bekanntlich wurde am 25. März der berüchtigte Einbrecher Storms in Alstaden verhaftet. Jetzt ist auch sein Komplice beim Kirchendiebstahl in Dümpten, Küpper, verhaftet worden. K. ist mit Storms gleichzeitig im Februar d. J. aus der Irrenanstalt Grafenberg, wo man sie zur Beobachtung ihres Geisteszustandes untergebracht hatte, ausgebrochen, worauf sie zusammen den Kirchenraub in Dümpten aus• geführt haben.”
In der Duisburger Zeitung stand am 3. Februar 1909: „Vor der 2. Strafkammer des hiesigen Landgerichtes sollte heute über den in der Nacht zum 22. März vorigen Jahres ausgeführten Einbruchdiebstahl in der kath. Kirche zu Dümpten, wobei das Tabernakel erbrochen und ausgeraubt wurde, verhandelt werden. Als Täter wurde s. Zt. der bereits mit Zuchthaus vorbestrafte Schlosser Heinr. Küpper in Alstaden festgenommen. Küpper gebärdete sich seit seiner Einlieferung in das Gefängnis geisteskrank, verweigerte auch die Nahrungsaufnahme, weshalb er im hiesigen Diakonenkrankenhaus untergebracht wurde. Zu der heutigen Verhandlung wurde er im Krankenwagen nach dem Gerichtsgebäude transportiert, von 2 Wärtern in den Verhandlungssaal getragen und auf einen Stuhl vor der Anklagebank plaziert, auf dem er, in sich zusammengekauert, mit geschlossenen Augen wie leblos lag. Neben ihm nahmen auf der Ankiagebank noch Platz der Metzger Hermann Heckmann und dessen Ehefrau, sowie der Hauer Theodor Spiekermann, sämtlich aus Alstaden, die der Begünstigung angeklagt sind. Nach Erscheinen des herbeigerufenen Gerichtsarztes Dr. Kettler wurde in die Verhandlung eingetreten und der Gerichtsarzt zunächst mit der Untersuchung des Angeklagten Küpper beauftragt. Er stellte fest, daß K. nicht verhandlungsfähig sei. Er habe bereits eine Woche lang die Nahrung verweigert, befinde sich augenblicklich in einem sehr geschwächten Zustand, auch scheine er körperlich krank zu sein, da sich Fieber bei ihm bemerkbar mache. Dem Antrage des Staatsanwaltes entsprechend vertagte das Gericht die Sache bis zur Verhandlungsfähigkeit des Angeklagten.”
Der Arbeiterverein hat seine Kinderkrankheiten gründlich ertragen müssen. Nach längerem Hin-und-Her-lavieren ist die Gesangabteilung Cäcilia ausgetreten und wieder Männergesangverein geworden; viele glaubten sich im Reden ausbilden zu müssen und schimpften sich gründlich aus. Die in Begeisterung unternommenen sozialen Einrichtungen (Kartoffelkauf) versagten zum Teil. All dies brachte den Mitgliederstand von 200 auf 160 herunter.
Dann aber im letzten Jahr setzte die Kraft wieder neu ein.
Ein neuer Verein wurde 1907 gegründet: Der St. Elisabethen-Paramentenverein, der sich zur Aufgabe gestellt hat, wie für kirchliche Bedürfnisse, so auch für die Armen Sorge zu tragen.
Zum Kirchbau wurde das Pierburg’sche Grundstück in der Größe von 600 Ruthen nebst dem auf demselben stehenden Hause zum Preise von 45000 Mark erworben. Es wurde durch eine Anleihe bei der Landesbank in Höhe von 32500 Mark, der Rest bar bezahlt. Die Kirche soll in romanischem Stile mit seitwärts vom Eingang angebrachtem Turme erbaut werden und ca. 1900 Personen fassen.
Am 1. März 1909 wurde Pfarrer Gatzweiler nach 10jährigem Wirken hierselbst für die Stelle in Frlntrop ernannt. Seine Abschiedsfeier wurde verbunden mit der Primizfeier des Neupriesters Heinen (nach Elberfeld ernannt).
Am 26. April 1909 wurde zum neuen Pfarrer ernannt: Karl Theodor Edelhoff, bisher Kaplan an St. Ursula in Köln, geb. 19. 1. 1874 in Castrop-Rauxel, Diözese Paderborn, Rektoratsschule in seiner Heimat, Gymnasium in Arnsberg i. W., 1894-1897 Universität in Bonn, 1898 Priesterweihe im Kölner Dom, Vikar in Sürth/bei Köln, Kaplan Styrum St. Josef, Kaplan St. Ursula in Köln Im November 1909 verließ uns Kaplan Meyer, sein Nachfolger wurde Kaplan Schmitz.
1910
Am 10. September 1910 wurde durch einen Pater aus Heidhausen eine Ortsgruppe des kath. Kreuzbündnisses gegründet.
1912
Dieses Jahr war hoch bedeutsam für unsere Pfarre, namentlich für die Kinder und deren Eltern. Sollen doch von jetzt an nach einer Verfügung des hochw. Herrn Kardinals, die derselbe gemäß der Verordnung des HI. Vaters, für die ganze Erzdiözese erlassen hat, alle Kinder vom vollendeten 9. Lebensjahr an zur ersten HI. Kommunion gehen. Die Zahl der Erstkommunikanten war in diesem Jahr überaus groß: 376 Kinder.
Am 8. Dezember 1912 begingen wir das 25jährige Bestehen unserer Kirchengemeinde. In der Frühe war Generalkommunion und um 1/2 10 Uhr feierliches Levitenhochamt vor ausgesetztem hochwürdigsten Gute mit sakramentalem Sogen. Um vier Uhr nachmittags war Festandacht und um fünf Uhr Festbankett mit Theater im Kürtenschen Saal.
1914
Am Sonntag, 1. März, erschien in allen Pfarreien Mülheims zum ersten Mal
das „Kirchenblatt”.
Am 28 Juni brachte ein Extrazug viele Frauen und eine außergewöhnlich große Anzahl von Männern unserer Pfarre nach Kevelaer. Für manchen war es die letzte Wallfahrt, denn am 2. August, dem 1. Mobilmachungstage, oder in den folgenden Wochen, rief sie die Pflicht zu den Waffen in Feindesland, aus dem so viele nicht mehr wiederkehrten.
Gottlob, die meisten aus unserer Pfarre sind nach andächtigem Empfang der HI. Sakramente ausgezogen.
Am 2. August war auch die Primizfeler eines Sohnes unserer Pfarre, Pater Otto Hatting, der in Rom seine Studien vollendete.
1915
Am 10. Januar 1915 war allgemeine Weihe des Deutschen Volkes an das heiligste Herz Jesu mit Triduum, Hochamt und Betstunden.
1916
In diesem Jahr wurden in unserer Kirche zum ersten Mal Exerzitien für die zu entlassenden Kinder gehalten. Unter dem 6. Mai wurde unser Kaplan
Schmitz zum Pfarrer von Noithausen bei Grevenbroich ernannt. Kaplan Johnen wurde als Nachfolger ernannt.
1917
Am 17. April 1917 verschied nach langem Leiden in Titz (Rhld.) Pastor Bund, der Gründer und erste Rektor unserer Gemeinde. Seinem Wunsch gemäß wurde er auf unserem Kirchhof in der Familiengruft beigesetzt.
Ein Trauertag für unsere Gemeinde war der 4. Juli. An diesem Tag wurden nämlich unsere beiden größten Glocken zerschlagen und der Stadt angeliefert.
Am 9. September wurde, da die Wallfahrten jetzt während des Krieges mit großen Schwierigkeiten verbunden sind, in unserer Kirche ein sogenannter Mutter-Gottes-Sonntag gehalten.
Unserer Kaplan Johnen verließ uns Ende September. Er folgte einem Ruf nach Würselen-Morsbach. An seine Stelle trat Kaplan Drossert, bisher an St. Johann in Aachen-Burtscheidt.
1919
Am 11., 12. und 13. Oktober 1919 feierte der hiesige Kirchenchor St. Gregorius sein silbernes Jubiläum.
1920
Anstelle des Kaplan Drossert, der in das von den Belgiern okkupierte Gebiet 1920 versetzt wurde, ist der Neupriester Heinrich Hoberg aus Euskirchen zum Kaplan in Dümpten ernannt.
1921
Am Dienstag, 19. Juli 1921, verschied nach kurzer, schwerer Krankheit unser treuer Küster und Organist Christian Bruders. An seiner Stelle wurde Felix Pick aus Oberhausen als Organist und Kirchenchordirigent hierselbst ernannt.
1922
Am 17. Januar 1922 starb nach sechstägiger schwerer Krankheit unser treuer Seelenhirte, der Definiter und Pfarrer Karl Edelhoff. Dreizehn lange
Jahre hat er in unserer Pfarre unermüdlich gearbeitet. Kein Weg war Ihm zu weit, kein Tag zu heiß, keine Stunde weder zu spät noch zu früh, wenn es das Wohl seiner Pfarrkinder galt. „Alles für andere, für. mich nichts!”, das war sein Lebensprogramm. Seine Pfarre segnend, ist er sanft entschlummert. Eine schier endlose Zahl begleitete seine sterblichen Überreste zum Friedhof.
Am Sonntag, 30. April, fand die feierliche Einführung unseres neuernannten
Hirten statt: Pfarrer Schneider, bisher Kaplan in M.-Gladbach.
Bel der Fronleichnamsprozession gab die Ehrengarde von Frintrop St. Josef dem Allerheiligsten das Geleit. Bei manchem wurde der Wunsch laut, hätten wir doch auch eine Ehrengarde!
Am 10. September erhielt Kaplan Hoberg seine Versetzung nach St. Marien in Mülheim. Er hatte aus gesundheitlichen Gründen seine Versetzung beantragt. An seine Stelle trat der Neupriester Otto Krott aus Essen-Altendorf.
Die Inflation des Geldes wirkt merklich auf die Einnahmen der Kirchenkasse ein. Ein herzlicher Apell an die Gemeinde hat guten Erfolg. Zum Weihnachtsfest erbat sich der Pfarrer als Geschenk eine Kollekte, um die Schuld von 30000 Mark auf dem Kirchplatz abzutragen. Die Kollekte ergab den Betrag von rund 45000 Mark.
Mit dem 31. Dezember legte Felix Pick sein Amt als Dirigent und Organist nieder. An seine Stelle trat Hermann Richtsteig aus Frintrop, gebürtig aus Dümpten.
In diesem Jahr war zum ersten Mal im Saal Wilms gemeinsame Pfarrweihnachtsfeier. Der Reinertrag wurde den caritativen Vereinen und der Wöchnerinnenhilfe des Frauenbundes überwiesen.
1923
Um die Mitte Januar zogen die Franzosen, die das Ruhrgebiet besetzten, auch in Dümpten ein. Einige Monate lag die Besatzung hier. Ein Bataillon war für Dümpten immerhin etwas reichlich. Das Pfarrhaus blieb von Einquartierung verschont.
Durch die rasende Geldentwertung war es nicht mehr möglich. die notwendigen Gehälter aufzubringen. Darum schritten wir zur Ausschreibung eines Notopfers für unsere Kirche, als 5. Steuerquartal.
Am 13. Mai 1923 wurde das silberne Ordensjubiläum der Schwester Ferdinands, Oberin unseres Schwesternhauses, gefeiert. Die Pfarrvereine hatten es übernommen, die Unkosten zu tragen. Als es jedoch ans Verteilen der Unkosten ging, waren einige Mitglieder aus den einzelnen Vereinen unzufrieden. Eine Wiederholung in dieser Art dürfte sich wohl nicht empfehlen. Die Gemeinde hatte durch Sammlung eine Gabe von 800.000 Mark für die Schwestern aufgebracht.
Mit dem 1. Juli 1923 legte Rektor Westrup das Amt des Kirchenrendanten nieder. Seit Konstituierung der Pfarre, 1903, hatte er dieses Amt verwaltet. An seine Stelle trat Polizeisekretär Harnischfeger von hier.
Schon lange war es der Wunsch des Pfarrers, die Frauen und Mütter in einem Müttervereln zu sammeln. Am 2. März wurde er kanonisch errichtet und der Hauptkongregation in Regensburg angeschlossen.
Am 16. September wurde zum ersten Mal das Titularfest des Vereins, das Fest der schmerzhaften Mutter Gottes, gefeiert. über 200 Frauen schlossen sich dem neuen Verein an. Durch die Geldentwertung sind alle Barmittel vernichtet. Die Kirchensteuern gelangten erst dann in den Besitz der Kirchenkasse, als sie vollständig entwertet waren. Ein großer Teil der Gemeindeeingesessenen behob die Not durch freiwillige Zahlungen, Beitrag zur eingeführten Barbarahilfe. Jedoch machte die schreckliche Arbeitslosigkeit, die eingetreten war, sich auch hier bemerkbar.
Besonders muß noch vermerkt werden, daß sich uneigennützige Frauen zur Verfügung stellten, um das Gotteshaus allwöchentlich ohne jegliches Entgelt zu reinigen.
1924
In der Gemeinde hat sich gemäß einem lang gehegten Wunsch eine Ehrengarde gebildet. Zum Obersten wurde Otto Kegel sen. gewählt.
Nachdem sich die Geldverhältnisse konsolidiert hatten, wurde die „Barbarahilfe” durch den Barbara-Kirchbauverein ersetzt.
Die Schwestern hatten durch ihren Klosterkommissar erklären lassen, daß sie die Niederlassung in hiesiger Pfarre aufgeben müßten, wenn ihnen nicht andere Wohnmöglichkeiten geboten würden. Der Pfarrer ließ Pläne für einen Wohnhausneubau erarbeiten, die aber zunächst nicht die Billigung der Erzbischöflichen Behörde und der Regierung in Düsseldorf fanden.
Beim Fronleichnamsfest trat die Ehrengarde zum ersten Mal in großer Uniform auf.
Vom 24. August 1924 an kostete das Kirchenblatt 10 Pfennig, bis dahin 200 Milliarden!
Kaplan Krott erkrankte an einem Lungenleiden. Der Arzt ordnete Luftveränderung und Stellenwechsel an. Kaplan Krott wurde von allen dienstlichen Obliegenheiten bis auf die tägliche HI. Messe entbunden. Die Vertretung übernahm der Pfarrer.
Von 36 Sterbefällen wurde bei zweien der Geistliche überhaupt nicht gerufen.
1925
Der Kirchenvorstand beschloß, die Pläne für die Vikarien ausarbeiten zu lassen.
In der Wählerliste für die zum ersten Mal nach dem Gesetz über die Verwaltung des kath. Kirchenvermögens vom 24. 7. 1924 vorzunehmenden KV.-Wahlen enthalten 2612 stimmberechtigte Wähler. Zur Vorbereitung der Kirchenvorstandswahl hatte der Kirchenvorstand eine Liste in Vorschlag gebracht. Einige Pfarrmitglieder konnten sich aber mit der Liste nicht abfinden, besonders darum, weil sie selbst als Kandidaten nicht in Betracht kamen. Es setzte nun eine Gegenaktion ein. Ausgegangen war die ganze Sache von gewerkschaftlich Organisierten auf Zeche Roland. Es wurde zu einer Versammlung eingeladen, wohlweislich zu einer Zeit, wo man den Pfarrer nicht erwartete. In dieser wurde eine Gegenliste aufgestellt und überreicht. Aber, o wehl In dem Briefumschlag befanden sich im ganzen gleich 3 Wahlvorschläge. Der offizielle hatte nicht die nötigen Unterschriften, von den beigelegten Zetteln wußte man nicht, zu welchem Wahlvorschlag sie gehörten, dann hatte der zweite Wahlvorschlag überhaupt keine Unterschriften. Dieser wurde zurückgenom m en, der erste vom Kirchenvorstand nicht angenommen, da er den Vorschriften des Gesetzes nicht entsprach . Nun kam der Tag der Wahl. Die Vertreter der ungültig erklärten Gegenliste hatten eine rege Propaganda gemacht. Vertrauensleute der Zentrumspartei fungierten als Stimm•zettelverteiler für die Gegenliste. Eine bedauerliche Erscheinung! Der gültige Wahlvorschlag erhielt 196 Stimmen, die Gegenliste 154. Das Resultat war später noch Gegenstand einer sehr unerquicklichen Sitzung des Arbeitervereins. Sie brachte den Pfarrer zu dem Entschluß, zu gegebener Zeit den Vorsitz im Arbeiterverein niederzulegen.
Unter dem 1. März wurde Kaplan Krott von seiner Stelle entbunden. Sein
Nachfolger wurde der Neupriester Höing aus Essen.
Dem Bauunternehmer Gottlieb Kerfers von hier wurde der Neubau der beiden Kaplaneien übertragen. Kaum war der Bau bis zur Sockelhöhe gediehen, da kamen verschiedene Pfarrangehörige, die sich über den Ausgang der KV.Wahl noch nicht beruhigt hatten, um einen Protest gegen den Neubau einzureichen. Nachdem die Quertreiber hinreichend genörgelt hatten, unterließ man einen Protest. Man hätte sich auch nur die Hörner eingestoßen. Der Kirchenvorstand besteht aus 20 Mitgliedern und dem Vorsitzenden
Der Mangel eines Vereinshauses hatte sich schon lange bemerkbar gemacht.
Herr Theodor Peters machte den Pfarrer darauf aufmerksam, daß J. Wims sein Anwesen, Schildberg 93, zu verkaufen wünsche. Um den Kauf zu verwirklichen, wurde ein Verein „Kath. Vereinshaus Mülheim-Dümpten” gegründet. Der Vorstand des Vereins kaufte am 29. Mai das Haus Schildberg 93. Die Konzession wurde innerhalb von 24 Stunden für den Verein erreicht Die Überraschung für viele Dümptener war so groß, daß sogar einige während der Abwesenheit des Pfarrers zu Exerzitien hingingen, um gegen den Ankauf zu protestieren. So recht Dümptener Manier, wenn etwas Gutes erreicht werden soll, sich immer dagegen anstemmen. Als Kastellan wurde der frühere Inhaber, Johann Dylewski, angestellt. Auf Vorschlag von Herrn Peters erhielt das Haus den Namen: „Haus Dümpten”.
In Dümpten gab es bisher noch kein elektrisches Licht. Nachdem endlich auch in dieser Hinsicht der Stadtteil erschlossen war, wurde auch in Kirche und Pfarrhaus das elektrische Licht angelegt, ein Segen nach der schlechten Gasbeleuchtung!
Ende Oktober bezogen der Kaplan und die Schwestern die inzwischen fertig gewordenen neuen Kaplaneien, Schildberg 82 und 84. Der bisherige Organist Hermann Richtsteig siedelte nach Dümpten über und bezog die ehemalige Schwesternwohnung Schildberg 46 und übernahm ab 1. 12. 1925 auch den Küsterdienst.
Am 27. 12. 1925 wurde die Schwesternkapelle eingeweiht.